
Frühzeitige Behandlung: Kinderorthopädie
Kinderorthopädie befasst sich mit der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungs- und Stützorgans im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. Präventive, vorbeugende medizinische Maßnahmen rücken hier besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit. Denn gerade durch Früherkennung und frühzeitige Diagnose führen Therapien bei Kindern noch rasch zum Erfolg. Spätere Folgeschäden lassen sich so vermeiden.
Hüpfen und Toben – die Hüfte
Die Ultraschall-Untersuchung oder Sonographie der Säuglingshüfte dient der Früherkennung einer Hüftdysplasie und angeborenen Hüftluxation. Eine Hüftgelenksluxation zeigt die Dezentrierung des Hüftkopfes aus der Hüftpfanne an. Die Hüftgelenksdysplasie ist eine Störung der Verknöcherung am Hüftpfannenerker. Dies führt zu einer zu kurzen und steilen Hüftpfannenanlage. Die Gefahr besteht in einem vorzeitigem Hüftgelenksverschleiß (Arthrose) und daraus folgender Gehbehinderung.
Um solche Folgen zu vermeiden, ist die klinische Untersuchung und Ultraschalluntersuchung der Hüften im Rahmen der so genannten U3, einer dritten Untersuchung aller Neugeborenen zwischen der 4. und 5. Lebenswoche, im Früherkennungsprogramm für Kinder verpflichtend.
In unserer Praxis führen wir diese Untersuchung regelmäßig durch – je nach Schwangerschafts- und Geburtsverlauf manchmal bereits in der ersten Lebenswoche.
Vorsorgen statt Verbiegen – die Wirbelsäule
Bei der Skoliose handelt es sich um eine Wachstumsdeformität mit fixierter Seitausbiegung der Wirbelsäule, Torsion der Wirbel und Rotation des Achsorgans. In 85 Prozent der Fälle ist die Ursache der Skoliose unklar. Mädchen sind 4-mal häufiger betroffen als Jungen.
Unter der Scheuermann`schen Erkrankung (Juvenile Kyphose) wird eine wachstums-bedingte vermehrte Rundrückenbildung der Brustwirbelsäule oder des Überganges der Brust- zur Lendenwirbelsäule aufgrund von Wachstumsstörungen der Wirbelkörper verstanden.
In unserer Praxis führen wir die Diagnostik, Wirbelsäulen-Ganzaufnahmen und Therapien der Wirbelsäulenverbiegungen, einschließlich einer eventuell notwendigen Korsettversorgung durch.
Ein X für ein O – die Beinachse
Die Frage nach den Behandlungsmöglichkeiten von echten oder vermeintlichen Achsfehlstellungen der Extremitäten ist einer der häufigsten Gründe, weshalb Eltern mit ihren Kindern die orthopädische Sprechstunde aufsuchen.
0-Bein, X-Bein, Unterschenkeltorsion: Während des Wachstums entwickelt sich die Kniegelenksachse permanent. Zum Zeitpunkt der Geburt besteht eine durchschnittliche O-Beinstellung von 15 Grad. Sie entwickelt sich bis zum 3. Lebensjahr zu einer X-Beinstellung von durchschnittlich 10 Grad. Allmählich gelangt sie zur normalen Beinachse des Erwachsenen mit einer leichten X-Beinstellung von etwa 4 Grad. Die Streubreite der zweifachen Standardabweichung ist innerhalb der ersten Lebensjahre sehr hoch.
Doch was, wenn es sich tatsächlich um eine angeborene Fehlstellung und Erkrankungen handelt? Oder um die Folge eines Traumas wie einen Knochenbruch? Die passenden Therapieformen bestimmen wir anhand der jeweiligen Diagnose durch Auswertung der Lauftests, Blutbilder, Röntgenaufnahmen, Ultraschallbilder oder MRT’s.
Das Ziel der Therapie ist, spätere Erkrankungen wie Arthrose zu vermeiden, die Bewegungsabläufe zu normalisieren, den Muskelaufbau gleichmäßig zu gestalten, gegebenenfalls die Fehlstatik zu korrigieren – damit Ihr Kind schmerzfrei stehen, gehen, laufen und klettern kann.
Für Plattfußindianer – die Füße
Die ideale Fußform ist nicht exakt definierbar. Dennoch lassen sich einige Deformitäten nach dem jeweiligen Erscheinungsbild gut klassifizieren: Fehlstellungen zeigen sich beispielsweise einzeln oder kombiniert als Klumpfuß, Sichelfuß, Plattfuß, Knickfuß, Senkfuß, Spreizfuß, Hohlfuß und Hackenfuß.
Insbesondere in den ersten Lebenswochen und Monaten findet ein ausgeprägtes Wachstum des bis dato noch weitgehend knorpelig angelegten Fußskelettes statt. Je nach absehbarer Fehlstellung ermöglichen korrigierende Gipsverbände während dieser Zeit eine gute Wachstumslenkung des Fußes. Darüber hinaus setzen wir Schuhzurichtungen, Einlagen und Schienenversorgungen bei Kindern zur Korrektur von Fußdeformitäten ein.
Riesen und Zwerge – die Körpergröße
Das Wachstum und die erreichte Körperhöhe nach Wachstumsabschluss sind in erster Linie durch genetische Faktoren bestimmt. Durch äußere Einflüsse wie Lebensumstände und Ernährung können diese Anlagen jedoch moduliert werden. Die körperliche Reifung korreliert gut mit dem Skelettalter. Zur Bestimmung der Erwachsenengröße benötigen wir die derzeitige Stehhöhe, das Handskelettalter sowie die Differenz zwischen chronologischem und Handskelettalter. Die Genauigkeit der Prognose darf allerdings nicht überschätzt werden. Der „Fehler“ liegt bei 10-jährigen Kindern bei +/- 5 cm.
Welche Kosten entstehen?
Die Prognose der Erwachsenengröße ist keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung. Sie wird privatärztlich nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ 5037, 1,8-fach, 5020,5298) mit 54,55 Euro abgerechnet.